11.12.24Berlin

Auf Kreuzberg hört die Welt

Sichere Kommunikation im Cockpit oder Einsatzwagen – dafür sorgt Holmberg. Das Familienunternehmen ist ein echter Hidden Champion.

Mitten in Kreuzberg, hinter der leuchtend roten Backsteinfassade einer ehemaligen Pianofabrik, entstehen in feinster Handarbeit Produkte, die so hochwertig sind, dass sie auf der ganzen Welt zum Einsatz kommen. Die Firma Holmberg ist spezialisiert auf eine kleine, aber feine Nische: robuste elektroakustische Geräte mit hervorragender Sprachqualität, die Profis auch bei großem Lärm und unter extremen Wetterund Umweltbedingungen zuverlässig bei der Arbeit unterstützen. Die unter dem Markennamen HOLMCO bekannten Mikrofone, Hörsprechgarnituren und Handapparate werden dort eingesetzt, wo Technik auf keinen Fall versagen darf: in Flugzeugen, Bussen und Zügen, bei Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen, in der Leitstellentechnik und Logistik, in der Schiffs- und Marinetechnik sowie in der Industrie.

Firmensitz, Holmberg GmbH & Co. KG, in Kreuzberg
Zentrale: Mitten in Kreuzberg fertigen rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Produkte, die unter dem Markennamen HOLMCO Kunden auf der ganzen Welt überzeugen. © Holmberg

Der Anfang liegt schon mehr als 100 Jahre zurück und war bescheiden. 1919 von einem schwedischen Geschäftsmann in Berlin gegründet, war Holmberg
zunächst ein Gemischtwarenladen. Man produzierte alles, was die Berliner gerade brauchten, vorwiegend Haushaltswaren. Ende der 1940er Jahre kommen die damals Verantwortlichen auf die Idee mit den elektroakustischen Geräten. Unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit produziert die Firma im Keller von Hand erste dynamische Schallwandler und liefert sie per Fahrrad aus. Die Geräte wandeln Töne in elektrische Signale um, können aber auch elektrische Spannung in akustische Signale umwandeln. Eingesetzt werden sie in Mikrofonen und Lautsprechern.

Fertigung, Holmberg GmbH & Co. KG, Berlin, Kreuzberg
Akribisch: Dank der hohen Fertigungstiefe im eigenen Betrieb kann Holmberg spezifische Kundenwünsche besonders schnell aufnehmen und umsetzen. © Holmberg

Herbert Pöppel, Großvater des heutigen geschäftsführenden Gesellschafters Thorsten Pöppel (45), erkennt das Potenzial dieser Produkte. 1951 übernimmt er die Firma und fokussiert sich auf elektroakustische Geräte für den professionellen Einsatz. Es geht bergauf: 1957 entwickelt Holmberg ein Cockpit-Hand-Mikrofon für die Airline KLM. Das „57er-Mikrofon“ ist so gut, dass es heute noch verkauft wird – nur die Bauteile sind inzwischen besser. Präzise Handarbeit und höchste Qualität sind bis heute der Anspruch von Holmberg. Rund um die dynamischen Schallwandler wächst eine große Produktfamilie an Geräten heran, die Sprache aufnehmen oder wiedergeben.

Fertigung, Holmberg GmbH & Co. KG, Berlin, Kreuzberg
Manufaktur: Die Produkte von Holmberg zeichnen sich durch ihre hervorragende Akustik, große Robustheit und wichtige Zertifizierungen aus. Maximale Kundenzufriedenheit ist das Ziel des Unternehmens, dessen Prozesse jährlich auditiert werden. © Holmberg

Das größte Geschäftsfeld von Holmberg ist die Luftfahrt. Einer der wichtigsten Kunden ist Airbus. Als zertifizierter Direktlieferant stattet Holmberg alle zivilen Baureihen des Luftfahrtkonzerns aus. In allen Airbus-Maschinen, vom A319 bis zum A350, spricht das Kabinenpersonal über HOLMCO-Geräte zu den Passagieren. „Durch das Ersatzteilgeschäft werden am Ende alle Airlines, die Flugzeuge von Airbus kaufen, irgendwann unsere Kunden“, sagt Holmberg-Chef Thorsten Pöppel. Fällt ein Gerät aus, muss in kürzester Zeit Ersatz beschafft werden. Holmberg unterhält dazu ein weltumspannendes Netzwerk an Ersatzteil-Lieferanten.

Die Kunden stehen für Pöppel an erster Stelle. „Wir machen sehr viel Customizing, damit unsere Kunden immer genau das kriegen, was sie brauchen.“ Die Kunden sind anspruchsvoll. Produkte für sicherheitsrelevante Bereiche müssen zertifiziert sein. Als Hersteller für die sensible Luftfahrt-Branche muss Holmberg eine Reihe von Standards und Normen erfüllen. Die Kreuzberger sind nach der Europäischen Norm EN 9100, welche die DIN EN 9100 beinhaltet, zertifiziert und sind anerkannter Herstellungs- und Instandhaltungsbetrieb für die Luftfahrt.

Das Thema Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, weshalb Holmberg auch nach dem Umweltstandard DIN EN ISO 14001 zertifiziert ist und das Ecovadis Gütesiegel in Bronze trägt. Die Firma darf Geräte für explosionsgefährdete Bereiche entwickeln und herstellen. Im eigenen Labor konzipieren und testen die Ingenieure Algorithmen zur Unterdrückung störender Geräusche oder angriffs- und abhörsichere drahtlose Kommunikationstechnik für Leitstellen. Und vieles mehr.

Thorsten Pöppel, geschäftsführender Gesellschafter, Holmberg GmbH & Co., Berlin, Kreuzberg
Teamchef: Thorsten Pöppel führt Holmberg in dritter Generation. Er setzt auf den großen Teamgeist der Belegschaft, einen engen Kundenkontakt und kontinuierliche Verbesserung © Holmberg

Holmberg arbeitet strukturiert und kontinuierlich daran, Kundenzufriedenheit, Produktzuverlässigkeit und interne Prozesse zu verbessern. Zusammen mit dem VME bildete das Unternehmen ein Lean Management-Team, das Potenziale für ein möglichst effizientes Arbeiten identifiziert. „Deswegen gehen wir schon seit vielen Jahren tiefenentspannt in die Audits“, findet Pöppel, „weil wir wissen, dass wir gut aufgestellt sind.“

„Unser größtes Asset ist das Team“

Genauso wichtig wie zufriedene Kunden sind für Holmberg zufriedene Mitarbeiter. Schon Großvater Pöppel war überzeugt: „Bei Holmberg sind alle gleich wichtig.“ Thorsten Pöppel ergänzt: „Unser größtes Asset ist das Team. Das sind großartige Menschen, die hier zusammenarbeiten, mit denen es wirklich Spaß macht. Die sind aber auch richtig gut. Da ist eine unglaubliche Expertise, ein Know-how hier im Unternehmen.“ Und genau das überzeugt oft Fachkräfte, die Holmberg auf dem Arbeitsmarkt für sich gewinnen kann. Nach einem kurzen Rücksetzer wegen Corona wächst das Unternehmen heute stabil. Pöppel: „Das ist für mich der größte persönliche Erfolg: Dass wir das Ziel der Stabilität sehr erfolgreich verfolgen.“

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Titel, M+E-Report, 03/2024, VME, Metall- und Elektroindustrie, Berlin, Brandenburg, Verbandszeitschrift
M+E-Report 3/2024

Dieser Text stammt aus dem M+E-Report, dem Magazin des VME.

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