22.10.19EINS | Berlin

Digitalisierung geht nur gemeinsam

Abschlusspräsentation der SparX-Labs „Industrie 4.0“ und „Digitaler Mittelstand“

Im Gründerzentrum EINS der Technischen Universität Berlin kamen heute Unternehmen, Startups, Verbände, Hochschulen und Forschungsinstitute zusammen, um gemeinsam Zukunftstechnologien für die Industrie 4.0 zu diskutieren. Anlass war die Ergebnispräsentation der zwei Workshopreihen SparX-Lab „Industrie 4.0“ und SparX-Lab „Digitaler Mittelstand“.

Die SparX-Labs sind eine Initiative des VR Business Clubs, die von den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg, dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation und der inpro Innovationsgesellschaft als Partner unterstützt wird. „Die SparX-Labs bilden eine Community der Experten, Wissensdurstigen und Anwender immersiver Technologien, die gemeinsam und vor allem interdisziplinär an digitalen Lösungen von morgen für mittelständische und große Unternehmen arbeiten“, erläuterte Maren Courage, Gründerin des bundesweiten Netzwerks VR Business Club den Gedanken hinter den SparX-Labs. Gemeinsam mit Mitgründer Oliver Autumn führte sie durch den Abend.

Ein halbes Jahr lang hatten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SparX-Labs "Industrie 4.0" und "Digitaler Mittelstand" in mehreren Terminen ausgestauscht und an so genannten „Challenges“ gearbeitet. Zielsetzung war die Entwicklung konkreter Lösungsansätze und Umsetzungsszenarien unter Einsatz von Virtual-/ Augmented- und Mixed-Reality-Technologien. Entstanden sind praxisorientierte Anwendungen und eine Community aus Experten und Praktikern, die ihr Wissen zu Innovationsthemen bündelt und in konkreten Technologieangeboten sichtbar macht.

„Wir brauchen viele Perspektiven“

Diesen Community-Gedanken lebt auch das TU-Gründerzentrum EINS, wie Vizepräsidentin Prof. Dr.-Ing. Christine Ahrend betonte. Als Gastgeberein eröffnete sie den Abend mit einem kurzen Einblick in die Aktivitäten und Zukunftsprojekte des EINS. „Ich muss das, was ich tue, besser verstehen als der Anwender selbst, damit ich nicht am Bedarf vorbei entwickle. Das gilt für Unternehmen genauso wie für die Forschung. Deshalb brauchen wir die gegenseitige Öffnung und den Austausch von Perspektiven“, ermunterte Ahrend das Publikum. So wird sich die TU über das Gründerzentrum künftig noch stärker der Wirtschaft und ihren Fragestellungen öffnen und gleichzeitig Unternehmen intensiver in eigene strategische Projekte einbinden. „Es geht nur gemeinsam“, lautete ihr abschließender Appell.

Gemeinsam wollen auch UVB und TU an den Zukunftsfragen von Wirtschaft und Gesellschaft arbeiten, bestätigte UVB-Geschäftsführer Sven Weickert. So sei die kürzlich unterzeichnete Kooperationsvereinbarung zwischen beiden Institutionen nicht nur ein Blatt Papier, sondern werde gelebt: „Die heute vorgestellten Projekte sollen inspirieren, tiefer in Digitalthemen einzusteigen. In den vier großen Technologiefeldern VR/AR/MR, künstliche Intelligenz (KI), additive Fertigung (AM) und dem industriellen Internet der Dinge (IIOT) werden die Claims bundesweit neu abgesteckt. Die Hauptstadtregion ist hier ganz vorne mit dabei. Dazu trägt vor allem der Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Forschung bei“, ist sich Weickert sicher.

„Digitalisierung ist people business“

Dass immersive Technologien unser Arbeits- und Alltagsleben verändern werden, sei bereits absehbar, nahm Prof. Dr. Thomas Thiessen, Konsortialleiter des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation den Faden auf: „In welcher Tiefe VR-/AR- und MR-Technologien in Produktionsprozessen und der Gesellschaft ankommen werden, ist jedoch nicht klar. Gerade deshalb müssen wir uns schon heute damit beschäftigen, wie Unternehmen mit den Veränderungen umgehen, richtig kommunizieren und ihre Mitarbeiter entsprechend qualifizieren können“, beschrieb Thiessen die Zielsetzung der SparX-Reihe „Digitaler Mittelstand“. Was heißt Veränderungsmanagement? Welches sind die wirklich relevanten Kernthemen? Und wie übersetze ich weiche Faktoren wie Kommunikation und Vertrauen in harte Technologien? – Das sind die Fragestellungen, die es zu beantworten galt.

Entsprechend lag der Fokus der SparX-Reihe auf den Themenfeldern Veränderungsmanagement, Kommunikation, Vertrauen in Technologie und Innovationsmanagement. Im Fokus der Betrachtungen stand stets der Mensch. Von der Identifizierung unterschiedlicher Digitalisierungs-Typen, der Erarbeitung auf die Stakeholder abgestimmter Managementmethoden über interaktive Kommunikationsansätze und VR-Tools für Weiterbildung und Qualifizierung bis hin zur praktischen Umsetzung von Geschäftsmodellinnovationen reicht die Bandbreite der erarbeiteten Vorschläge und Ergebnisse. Einen Überblick über die Inhalte des SparX-Labs „Digitaler Mittelstand“ gibt die Broschüre „Ganzheitliches Veränderungsmanagement im digitalen Wandel“, die direkt über das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kommunikation bezogen werden kann.

„Die wichtigste Erkenntnis aus den Workshops lautet: Digitalisierung ist möglich – auch für kleine und mittelständische Unternehmen“, fasste Thiessen die Ergebnisse zusammen. Die Workshopreihe hätte dafür die Grundlagen gelegt, indem Technologien über konkrete Anwendungsbeispiele erlebbar gemacht, erfolgreiche Managementmethoden herausgearbeitet und konkrete Fallbeispiele sichtbar gemacht wurden.

Erfolgsfaktor Geschwindigkeit

„Schwarmintelligenz, Vernetzung, Community – das sind die Erfolgsfaktoren im digitalen Wandel“, schlosssich Dr. Karina Rigby, Vice President & Head of Siemensstadt 2.0 Project der Botschaft des Abends an. Sie stellte als Impuls aus der Wirtschaft den Hintergrund und die Vision des Projektes Siemensstadt 2.0 vor. Auch hier gehe es um die Vernetzung – jedoch nicht nur die Vernetzung von Daten und Maschinen, sondern vor allem von Menschen, Firmen und Ideen. „Die Hürden für den Eintritt in neue Märkte werden durch digitale Technologien immer kleiner. Daher bestimmt die Geschwindigkeit den Erfolg“, erläuterte Rigby das Konzept. In der Siemensstadt 2.0 stehe daher die Gemeinschaft im Vordergrund. Entstehen soll ein Kiez der digitalen Macher, die voneinander lernen und Entwicklungen beschleunigen. „Nur so lässt sich die Herausforderung Digitalisierung meistern.“

Praxistools für die Industrie 4.0

Von den Rahmenbedingungen und Methoden eines erfolgreichen digitalen Wandels ging es im SparX-Lab „Industrie 4.0“ in die digitale Praxis. Im Rahmen der Workshopreihe, deren Partner das UVB-Digitallabor ist, wurden VR-Tools für konkrete Unternehmensherausforderungen entwickelt.

So stand Rolls-Royce vor der Aufgabe, die unternehmerisch sehr eigenständigen Bereiche Montage und Entwicklung beidseitig miteinander zu verknüpfen und die Datenverfügbarkeit sowie Datendurchlässigkeit an der Schnittstelle zu verbessern. Zum Einsatz kommt hier eine AR-Technologie, mit der Wissen aus dem Engineering in der Montage verfügbar gemacht wird. In einem Folgeprojekt im Werk in Dahlewitz wird zudem eine Lösung für den Rückkanal entwickelt – also das Einspeisen von Wissen aus der Montage in die Entwicklung.

Eine zweite Challenge von Rolls-Royce widmete sich dem Storytelling und der Motivation von Mitarbeitern mit Hilfe von VR-Technologien. Hier arbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer heraus, welche Inhalte Unternehmen im digitalen Wandel in ihre Belegschaft transportieren müssen und auf welchem Wege dies bestmöglich gelingen kann.

Um die Entwicklung eines Analysetools zur optischen Auswertung großer Datenbestände ging es in der dritten Challenge von Heidelberger Druck. Hier sollte ein VR-Tool zur Datenvisualisierung frühzeitig sichtbar machen, welche Maschinenteile wann notleidend werden. Die Visualisierung von  Datenbeständen in VR macht es auch Nicht-Spezialisten möglich, Muster zu erkennen und Problemfälle zu identifizieren.

Challenge vier widmete sich schließlich der Anwendung von VR in der Mitarbeiter-Ausbildung. Gestellt wurde die Aufgabe von der inpro Innovationsgesellschaft, die eine interaktive 360°-Erfahrung für das Mitarbeiter-Training erarbeitete. Über ihre Plattform können nun Trainingsinhalte in den verschiedensten Kommunikationskanälen angeboten und in die einzelnen Unternehmensbereiche verteilt werden. Die Herausforderung bestand vor allem darin, die sehr komplexen VR-Inhalte über eine App verfügbar zu machen.

Das Besondere an dieser Workshopreihe: Die Erkenntnisse und Ergebnisse des SparX-Labs „Industrie 4.0“ können von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eingesetzt werden. Gemeinsam entstanden praktische Lösungen, die alle Unternehmen voranbringen. Dieses erfolgreiche Workshopkonzept soll auch im neuen Jahr fortgesetzt und in die Expertengruppen SparX Booster überführt werden.

Eindrücke

Veranstalter

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Partner

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Weiterführende Informationen

Das SparX-Lab "Industrie 4.0" wird unterstützt vom Digitalforum "Assistenzsysteme" des UVB-Digitallabors. Mehr erfahren Sie hier.

Ihre Ansprechpartnerin

Jutta Wiedemann
Abteilungsleiterin Betriebliche Personalpolitik und Fachkräftesicherung
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