M+E-Arbeitgeber werten Forderung der IG Metall als „handfeste Gefahr für unseren Standort“
Mit Entsetzen haben die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie in der Hauptstadtregion die Forderungen der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen aufgenommen. "Wir haben bis zuletzt gehofft, dass die Gewerkschaft noch zur Vernunft kommt. Was sie nun verlangt, bedeutet eine handfeste Gefahr für unseren Standort." Das sagte Stefan Moschko, Verhandlungsführer des Verbands der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME), am Dienstag in Berlin. "Mehr Geld für weniger Arbeit und weniger Flexibilität – dieser Weg führt für die Unternehmen nicht in die Zukunft. Schon heute haben wir in unserer Branche die kürzesten Arbeitszeiten und mit die höchsten Gehälter. Wer immer nur das Maximale für sich herausholen will, ist rücksichtslos und betreibt keine verantwortungsvolle Tarifpolitik."
Moschko kritisierte insbesondere die Vorstellungen der Gewerkschaft zur Arbeitszeit. "Das Recht, seine individuelle Wochenarbeitszeit um bis zu 26 Prozent zu verkürzen, passt nicht in unsere Zeit. Wer soll denn die Arbeit erledigen? Dazu schweigt die IG Metall." Mehrere tausend Fachkräfte würden in Berlin und Brandenburg auf einen Schlag fehlen, setzte sich die IG Metall mit ihrer Forderung durch. Für die Unternehmen werde es schon jetzt immer schwieriger, offene Stellen zu besetzen. Auch fähiger Nachwuchs sei rar.
"Wenn die einen mehr Freizeit wollen, müssten dafür die anderen mehr arbeiten – das wäre unkollegial. Von einer Gewerkschaft hätte ich ein solches Ansinnen nicht erwartet", kritisierte Moschko. Klar sei zudem schon heute: Wenn Beschäftigte aus privaten Gründen weniger arbeiten wollten, finde sich stets eine betriebliche Lösung.
Nach den Vorstellungen der IG Metall soll es zudem einen Lohnausgleich für Beschäftigte geben, die Kinder erziehen, Angehörige pflegen oder in Schicht arbeiten. Zudem sollten Arbeitnehmer offenbar wählen können zwischen einer kürzeren Wochenarbeitszeit und mehr Urlaub. "Statt 30 Tagen Urlaub im Jahr wären dann 50 Tage möglich – ohne Rücksicht auf betriebliche Belange. Das wäre abenteuerlich", urteilte Moschko.
Der VME-Verhandlungsführer verlangte von der Gewerkschaft mehr Realitätssinn. Schon heute verdiene ein M+E-Beschäftigter in der Region durchschnittlich mehr als 54.000 Euro pro Jahr. Seit 2012 seien die Einkommen um rund 20 Prozent gestiegen. "Wir wollen Zukunft statt zu teuer", erklärte Moschko. "Die Auftragsbücher sind voll. Deshalb brauchen wir auch in Zukunft genügend Arbeitszeitvolumen, um die Bestellungen abzuarbeiten."