03.06.19

Spitze – vor allem bei den Kosten

Die Kostenbelastung für die deutsche Metall- und Elektroindustrie ist derzeit so hoch wie in kaum einem anderen Wettbewerbsland. Ob Arbeitsstunde, eine Megawattstunde Industriestrom oder die Sätze für Unternehmenssteuern – Deutschland liegt im Vergleich zu zwölf wichtigen Konkurrenz-Standorten einschließlich China und den USA entweder an der Spitze oder in den Top drei. Allein die noch immer überdurchschnittliche Produktivität mildert einige Nachteile ab: Bei den Lohnstückkosten liegt die Bundesrepublik mit Rang fünf nur im oberen Mittelfeld.
 
Unzufriedene Unternehmen
Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von IW Consult im Auftrag von Gesamtmetall. „Die M+E-Industrie in Deutschland sieht sich oft mit schwierigeren Bedingungen konfrontiert, als sie im Ausland gelten“, warnen die Autoren. „Die Zufriedenheit der Unternehmen mit den Wettbewerbsfaktoren ist insgesamt gering“, haben sie in einer Umfrage ermittelt. Dies mache Investitionen im Ausland attraktiver.
 
Die Arbeitskosten für die deutsche Leitindustrie liegen den Berechnungen zufolge mit 43,42 Euro je Stunde international an der Spitze, verglichen mit Frankreich, Italien, Großbritannien, Österreich, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Polen, den USA, China, Japan und Südkorea. Der deutsche Wert übertreffe derzeit den Durchschnitt der übrigen Länder um 75 Prozent.
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© IW Medien 2019
Überdurchschnittlich produktiv
Deutlich günstiger ist die Arbeitsstunde in Mittel- und Osteuropa sowie in China. Um ihre Nachteile wett zu machen, müssen die Unternehmen hierzulande überdurchschnittlich produktiv arbeiten. Doch auch bei den Lohnstückkosten, also dem Verhältnis von Bruttowertschöpfung zu eingesetzter Arbeitszeit, sind viele Konkurrenten nach Angaben der IW Consult besser – Deutschland lag 2017 über dem Mittelwert der Wettbewerber. In Europa kommen nur Großbritannien, Italien und Frankreich auf höhere Lohnstückkosten.
 
Enorme Energiekosten
Ein weiterer wichtiger Standortfaktor für die Industrie sind die Energiekosten. Hierzulande kostete eine Megawattstunde Industriestrom der Studie zufolge 131 Euro. Das war fast ein Viertel (23,5 Prozent) mehr als im Durchschnitt der übrigen Länder. Nur in Japan und in Italien ist Energie demnach noch kostspieliger. Ein Haupttreiber der Kosten sind die EEG-Umlage und die Netzentgelte, die sich zusammen schon auf 64,30 Euro je Megawattstunde summieren. Am unteren Ende der Strompreis-Skala stehen die USA, dort ist die Megawattstunde mit 62 Euro nicht einmal halb so teuer wie hierzulande.
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© IW Medien 2019
Hohe Steuern auf Gewinne
Bewegung ist derweil in die Besteuerung von Unternehmen gekommen. US-Präsident Donald Trump hat mit einer deutlichen Absenkung der Sätze die Konjunktur angeschoben. Auch Großbritannien und Ungarn haben die Belastung gesenkt. In Deutschland belasten Körperschaftsteuer und die durchschnittliche Gewerbesteuer die Gewinne mit 31 Prozent. Nur in Frankreich ist die Belastung mit 34,4 Prozent höher.
 
Punkten kann die Bundesrepublik auch in Sachen Arbeitsmarkt-Regulierung nicht. Der Kündigungsschutz ist nur in drei Ländern (Frankreich, Italien und China) stärker ausgeprägt. Eine nennenswerte Liberalisierung des deutschen Jobmarktes habe es zwischen 2008 und 2018 nicht gegeben – freilich in anderen Ländern auch nicht, hat das IW festgestellt.

Gutachten IW Consult

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