04.09.24

Tarifrunde: Unternehmen sorgen sich um den Standort

Die Branche steckt in der Rezession – dennoch fordert die IG Metall eine saftige Lohnerhöhung

Acht Athleten stehen am Start des 110-Meter-Hürden-Finals. Die Konkurrenz aus China und den USA ist bärenstark, trotzdem rechnet sich der deutsche Läufer Chancen aus. Plötzlich runzelt er ungläubig die Stirn: Die Hürden auf seiner Bahn sind deutlich höher als die der Konkurrenz. „Bürokratie“ steht darauf, „Fachkräftemangel“, „Energiekosten“, und dann „Tariferhöhung“ als extra hohes Hindernis. „Wie soll er das bloß schaffen?“, sorgt sich der TV-Kommentator. Die Kontrahenten feixen, der Deutsche schüttelt verzweifelt den Kopf.

M+E-Tarifrunde 2024: Kampagnenfilm © Gesamtmetall 2024

Mit diesem Video will die Metall- und Elektroindustrie vor der Tarifrunde mit der IG Metall auf ihre schwierige Lage aufmerksam machen. Sieben Prozent mehr Entgelt fordert die Gewerkschaft, dazu eine soziale Komponente für untere Einkommen und 170 Euro mehr für jeden Auszubildenden. Außerdem will sie, dass sich mehr Beschäftigte entscheiden können zwischen mehr Geld und mehr Freizeit. Bislang können das nur Mitarbeiter, die ein Kind erziehen, Angehörige pflegen oder in Schichten arbeiten. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll bei zwölf Monaten liegen. „Ich warne die IG Metall dringend davor, unsere Betriebe durch eine überfordernde Tarifpolitik zu überlasten“, sagt Stefan Moschko, VME-Verhandlungsführer und Vorstandsvorsitzender des Verbands. „Noch immer steckt unsere Branche in der Rezession. Zugleich fällt unser Standort im internationalen Vergleich mehr und mehr zurück. Das darf die IG Metall nicht ausblenden.“

© Gesamtmetall 2024

Noch im Frühjahr habe die Gewerkschaft zusammen mit dem Dachverband Gesamtmetall vor einer Deindustrialisierung des Landes gewarnt. Im Detail entwickelt sich die Konjunktur viel schwächer als noch zu Jahresbeginn angenommen. Die aktuellen Kennzahlen für Auftragseingang, Produktion und Umsatz in Deutschlands wichtigster Industrie sind rückläufig, ebenso die Beschäftigung. Gesamtmetall geht davon aus, dass die Rezession 2024 anhält und es frühestens 2025 bergauf geht. Das Produktionsniveau von 2017, dem letzten guten Jahr für die Branche, wird damit weiter nicht erreicht.

VME-Verhandler Moschko hält zudem die Argumentation der Gewerkschaft für nicht schlüssig. „Die IG Metall mahnt Nachholbedarf bei den Entgelten an. Den gibt es gar nicht, weil die Abschlüsse der vergangenen Zeit die Einkommen der Beschäftigten deutlich stabilisiert haben.“

© Gesamtmetall 2024

Erst recht sei das der Fall, wenn man 10 oder 20 Jahre zurück gehe – die Tariflöhne seien schneller gestiegen als die Verbraucherpreise. Für die Unternehmen komme es in dieser Tarifrunde darauf an, dass sie neben den Standortschwächen nicht noch zusätzliche Wettbewerbsnachteile schultern müssen.

So müsse das Arbeitszeitvolumen unbedingt stabil bleiben, verlangt Moschko. Zudem seien differenzierte Regelungen nötig, da die Lage in den einzelnen Mitgliedsbetrieben sehr unterschiedlich sei. Darum geht es auch im Tarifrunden-Video mit den Hürdenläufern.

„Wir dürfen unseren Betrieben nicht noch mehr Hürden in den Weg stellen“, appelliert der Sprecher. „Wir brauchen eine Tarifpolitik, die den Standort stärkt und den Wohlstand sichert.“

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