10.06.20Zoom

UVB-Personalforum: Zweiter Erzählsalon, erstmals digital

Thema: „Das haben wir (gut) hinbekommen - Wie unsere HR dazu beitrug, eine Krise zu meistern"

Geschichten erzählen ist eine alte Kunst - und die lebendigste Form des Wissenstransfers. In entspannter Runde zusammensitzen, zuhören, am Ende nachfragen und sich austauschen, das ist alt bewährt und hat bereits im letzten Jahr beim UVB-Personalforum sehr gut funktioniert. Aber geht das auch online? Sind Menschen auch bereit, ihre Geschichten in die Kamera eines Laptops zu erzählen?

Gemeinsam mit dem ddn e.V. (Das Demographie Netzwerk) und der Salonnière Uta Sadowski-Lehmann wurden Erzähler und Erzählerinnen gesucht und gefunden.  Auch Zuhörer und Zuhörerinnen meldeten sich zahlreich an.

Krisen sind vielschichtig, und in vielen Unternehmen gehören sie häufig auch zum Alltag. Die Coronakrise allerdings ist in ihrem Ausmaß für Unternehmen bzw. ihre Mitarbeiter und Führungskräfte gewaltig. Und so war es nicht verwunderlich, dass sich fünf der sechs Geschichten daran orientieren sollten.

Den Auftakt gestaltete Berit Kobek, Kaufmännische Direktorin des Unfallkrankenhauses Berlin (ukb) und seit 2020 Vorsitzende des Personalforums. Corona und ein Krankenhaus – hier waren die Herausforderungen natürlich nicht nur naheliegend, sondern geradezu elementar: „Es fing harmlos an im Februar und es war nicht klar, ob es uns überhaupt erreichen würde. Sehr schnell überschlugen sich die Ereignisse“, so Berit Kobek.

„Wir hatten dann bald das Gefühl, wir können unsere Kollegen und Kolleginnen gar nicht genug schützen. Aber gerade unsere Abteilung Personal hat dann sehr genau geschaut, was kommt bei uns an, was brauchen die Mitarbeiter, was erzählen sie, wo müssen wir reagieren. Wir sind ein großes Haus mit fast 2.000 Mitarbeitern, und besonders bemerkenswert war, wie abteilungsübergreifend zusammen gearbeitet wurde. Information war ein Schlüsselwort und die hat hervorragend funktioniert“, so Frau Kobek in ihrer Geschichte, die von einer besonderen strategischen und operativen Herausforderung handelte.

Imme Jungjohann, Personalentwicklerin bei der Investitionsbank Berlin (IBB) konnte diese Dynamik bestätigen, wenn auch aus einem anderen Blickwinkel. Im März kam der Lockdown. Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen befanden sich im Homeoffice. Keiner wusste so richtig, was jetzt zu tun war. Aber schon kurze Zeit später mussten tausende Anträge auf finanzielle Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen bearbeitet werden.

Für den Personalbereich ging es nun vor allem darum, Aufgaben von Kolleginnen und Kollegen in andere Abteilungen umzuordnen. „Daher haben wir sehr schnell einen Fokus auf das Thema Resilienz gesetzt. Das heißt für uns: physische Gesundheit als Voraussetzung, um die Arbeit gut machen zu können und psychische Unterstützung für die Mehrarbeit und die neue Situation. Ein gutes Zugehörigkeitsgefühl zu erreichen, das war und ist Aufgabe des Personalbereiches“, so Jungjohann.

Auch Anke Brinkmann, Geschäftseinheitenleiterin Gesundheitsmanagement bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) konnte Positives berichten. Hier waren viele der operativ Mitarbeitenden immer im Einsatz. Ein Lockdown war bei der BSR nicht möglich. Es ging zunächst darum, ausreichend Schutzkleidung zu bekommen. Was dann aber eine besondere Situation darstellte war, dass in den Krankenhäusern Masken und Ausrüstungen fehlten, die bei der BSR teilweise vorhanden waren.

Die Kolleginnen und Kollegen waren sehr schnell bereit, hier abzugeben und „es war beeindruckend, mit welchem kreativen Potenzial die Mitarbeiter sich beteiligten. Da saßen ganze Familien zusammen und haben Masken genäht mit kleinem BSR-Logo und das hat das Unternehmen zusammengebracht.“ Das war ihr „Gänsehautmoment“, erzählte Anke Brinkmann. „Schwierigkeiten, die vorher da waren, Unstimmigkeiten und Unzufriedenheit sind wesentlich kleiner nach dieser Zeit. Zusammenhalt und gute Stimmung sind gewachsen.

UVB-Personalforum, Online-Erzählsalon, Screenshot
Spannend erzählen und gut zuhören - das ist auch beim ersten Online-Erzählsalon des UVB-Personalforums gelungen. © UVB 2020

Carolin Schmidt, Personalleitung - Senior HR Business Partner Süd bei DB Schenker, war selbst betroffen in der Corona-Anfangszeit. Nach einem Skiurlaub musste sie in Quarantäne. Im Homeoffice ging es sehr schnell darum, die Abteilungen zu organisieren. Ältere Kolleginnen aus der Buchhaltung mussten plötzlich online arbeiten, viele wussten nicht, wie man sich in eine „Teams-Sitzung“ einwählt. LKW’s mussten weiterfahren, da gab es kein Homeoffice. Wo kann umgeschiftet werden, welche neuen Geschäftsfelder könnten eine Rolle spielen? Viele Fragen in kurzer Zeit.

„Bei uns im Unternehmen lief vieles auf Handschlag, auf Zuruf. Das Unternehmen hatte gefühlt seit Jahren keine Transformation, und jetzt war sie von heute auf gleich da. Uns war klar: Unsere Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource. Die Führungskräfte wurden kurzfristig trainiert. Nach den ersten erfolgreichen Wochen hat der Vorstand eine große Dankesaktion ausgerufen. Die Mitarbeiter haben sich sehr wertgeschätzt gefühlt. Für den Bereich HR war es ein Geschenk.“ Man merkte Caroline Schmidt an, wie sehr sie diese Erfahrung ihrem Unternehmen nähergebracht hat.

Mathis Menzel, Geschäftsführer Menzel Elektromotoren GmbH gab uns Einblicke in eine ganz andere Krise. Wie sehr ein Mittelständler ins Wanken kommen kann durch unlautere Geschäftstätigkeit eines Partners, hat er offen und unverblümt erzählt. „Nach einigen Unregelmäßigkeiten hat der Betreffende dann einen Auftrag zum Drittel des Wertes angeboten“, so Menzel. Im vergangenen Jahr musste er seinen Urlaub abbrechen, um umgehend alles mit dem Personalbereich umzugestalten. „Wir mussten neue Mitarbeiter finden, und die Kolleginnen und Kollegen mussten Vertrauen zurückbekommen. Unsere Leistung: Wir haben keinen Kollegen verloren.“

Der Prozess ist noch nicht zu Ende, aber die Herausforderung ist bestanden. Es war erstaunlich, wie offen und ehrlich Herr Menzel erzählte – viele konnten daraus lernen, dass man auch mit „kriminellen Energien von Führungskräften“ umgehen und das Unternehmen ohne Schaden weiterführen kann.

Leider fiel die letzte Geschichte von Denny Broßat, Referent Vorstand Personal/Soziales Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), der Technik zum Opfer. „Der digitale Erzählraum hat doch auch ein paar Tücken, so Uta Sadowski-Lehmann zum Abschluss der Runde. Ein Dank ging an die Erzählerinnen und Erzähler für den Einblick und dass sie „aus ihrem Schatzkästchen geplaudert haben.“

Die Veranstaltung gab gute Einblicke in die vielschichtigen Themen des Personalbereiches. Es hat sich bestätigt, dass die Form des Erzählens eine gute Möglichkeit ist, um voneinander zu lernen. Unser Dank gilt allen Erzählern und Erzählerinnen für ihre Bereitschaft und die offenen Einblicke - und Uta Sadowski-Lehmann für die gute Vorbereitung und Moderation des Online-Erzählraumes.

Audio-Mitschnitt (Auszug)

Aus der Begrüßung beim ersten Online-Erzählsalon des UVB-Personalforums: Uta Sadowski-Lehmann, Salonnière und Moderatorin.

Personalforum Berlin-Brandenburg

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