![Transport von Turbinen MTU, Ludwigsfelde, Brandenburg, Industriegasturbinen, Wellenleistungstriebwerke, Strahltriebwerke, Prüfstand, Flüssigkraftstoff, Test](https://www.vme-net.de/sites/default/files/styles/resp_breakpoints_uvb_standard_medium_1x/public/beitragsbilder/2022-08-04_mtu_beitrag_2.png?itok=jKO-SCYv×tamp=1659621912)
Wieder im Steigflug
Wenn in Ludwigsfelde Lastwagen mit großen Metallcontainern vor dem Werkstor stehen, wissen die Beschäftigten: Da kommt wieder Arbeit für uns. Was dann passiert, folgt einem exakten Plan: Die Container werden vorsichtig abgeladen und in einer der weitläufigen Hallen geöffnet. Fachleute beugen sich über die komplexen Maschinen, die in den Containern stecken, schrauben sie auseinander, nehmen die vielen hundert Bauteile akribisch unter die Lupe, reinigen und inspizieren sie. Dann entscheiden sie, welche Komponenten wieder eingebaut
werden können, welche repariert werden müssen und welche reif sind für den Schrottplatz.
Die Maschinen, um die sich hier alles dreht, sind Flugzeugtriebwerke und aus der Luftfahrt abgeleitete Industriegasturbinen. Bei der MTU Maintenance Berlin-Brandenburg kommen derzeit viele davon an, denn nach der Pandemie haben die Menschen wieder Lust auf das Reisen und das Fliegen. Je mehr Flugstunden die Jets der Airlines sammeln, desto häufiger müssen die Triebwerke instandgehalten werden. „Das Geschäft hat sich nach Corona spürbar erholt“, berichtet André Sinanian, der Geschäftsführer des MTU-Standortes. „Mit der Auftragslage sind wir mehr als zufrieden.“ Das Werk gehört zu MTU Aero Engines, dem weltweit drittgrößten Anbieter von Instandhaltungsleistungen für Triebwerke in der Luftfahrt. Seit 1991 ist MTU in Brandenburg vertreten. Die Fliegerei spielt an dem Standort schon seit den 1930er-Jahren eine wichtige Rolle.
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Die Betreuung von kleinen und mittelgroßen Triebwerken ist das Kerngeschäft in Ludwigsfelde. Sie treiben vor allem Regional- und Geschäftsflugzeuge an. Darüber hinaus hat der Standort weitreichende Kompetenzen bei Motoren für Helikopter, Militärtransporter und größere Jets wie die Boeing 737 oder den Airbus A320neo. Hinzu kommen Gasturbinen, die in der Industrie eingesetzt werden – auf Ölplattformen,
in Kraftwerken oder als Schiffsantriebe in Fregatten und Fähren. Sie sind im Prinzip ähnlich aufgebaut wie Flugzeug-Turbinen.
Elf verschiedene Typen in mehr als 160 unterschiedlichen Spezifikationen kann MTU in Ludwigsfelde warten. Ein Aggregat wieder fit zu machen für den Dauereinsatz, kann je nach Aufwand und Inhalt der durchzuführenden Instandsetzung zwischen 20 und 90 Tage in Anspruch nehmen. Nach der Wartung müssen die Turbinen noch auf einen der fünf Prüfstände in Ludwigsfelde. Dort werden viele Situationen aus dem Triebwerks-Alltag simuliert. Erst wenn alle Ergebnisse stimmen und sich die Turbinen als zuverlässig erwiesen haben, werden sie an ihre Auftraggeber zurückgeschickt.
Manchmal muss es indes ganz schnell gehen. Schließlich kostet jeder Tag, an dem eine Turbine nicht läuft, die Kunden bares Geld. Dann setzt sich ein sogenanntes On-Site-Service-Team aus Ludwigsfelde in Bewegung. Es ist rund um die Uhr startklar, um an jeden Ort der Welt zu reisen und dort die Maschinen wieder zuverlässig zum Laufen zu bringen.
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Angesichts der guten Entwicklung im Instandhaltungsgeschäft ist die Zahl der Beschäftigten in Ludwigsfelde auf 850 angewachsen. Das soll noch nicht das Ende sein. Rund 40 Stellen sind derzeit zu besetzen, vor allem Fluggerätemechaniker und Industriemechanikerinnen werden gesucht, sagt Standortleiter Sinanian. „Wir brauchen die besten Köpfe, da wir sehr anspruchsvolle Aufgaben und Ziele haben“, berichtet er. Zu spüren sei allerdings, dass der Arbeitsmarkt derzeit sehr angespannt ist und die Suche nach Personal viel länger dauert als früher.
Auch deshalb kümmert sich MTU verstärkt um die Ausbildung. Bislang lernten zwölf junge Frauen und Männer pro Jahrgang an dem Standort, ab Herbst sollen es 14 sein, möglicherweise schon bald 16. Doch auch die Nachwuchssuche ist kein Selbstläufer. MTU hält deshalb engen Kontakt zu Schulen, stellt sich auf Ausbildungsmessen vor und bietet Schülerpraktika an, um Talente zu sich zu lotsen.
Wer heute sein Berufsleben in der Branche beginnt, kommt an dem Thema Dekarbonisierung nicht vorbei. MTU will hier vorangehen. „Langfristig soll unsere Produktion klimaneutral werden“, hat sich Geschäftsführer Sinanian vorgenommen. Die meiste Energie setzt MTU ein, wenn die Triebwerke auf den Prüfständen laufen. Nachhaltiges Kerosin, sogenannte Sustainable Aviation Fuels (SAF) oder flüssiger Wasserstoff sollen den herkömmlichen fossilen Treibstoff ersetzen. Schon Mitte 2023 könnten die Tests dazu beginnen. „Damit leisten wir einen Beitrag zur klimaneutralen Luftfahrt“, sagt Sinanian.