75 Jahre VME: Arbeitgeberverband fordert starke Tarifautonomie und mehr Unterstützung für die Industrie
Mit einem Festakt im historischen Mosaiksaal der Siemens-Zentrale hat der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME) am Donnerstagabend sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Rund 150 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verbänden nahmen teil – darunter der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, Brandenburgs Wirtschafts-Staatssekretärin Dr. Friederike Haase, Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander sowie der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner.
Der VME-Vorstandsvorsitzende Stefan Moschko unterstrich die wichtige Rolle des Verbands als tarifpolitischer Gestalter in der Hauptstadtregion: „Seit unserer Gründung 1950 stehen wir für eine verlässliche Sozialpartnerschaft. Tarifautonomie ist kein Relikt, sondern ein Zukunftsmodell – und eine Grundlage unseres wirtschaftlichen Erfolgs.“ Die Tarifautonomie einzuschränken, etwa durch das von der Bundesregierung geplante Bundestariftreuegesetz, werden den Wettbewerb bremsen und für mehr Bürokratie sorgen, warnte er.
„Mit dem Sozialpartner auch in schwierigen Zeiten Lösungen gefunden“
Moschko würdigte die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der IG Metall – vom Wiederaufbau über die deutsche Einheit bis hin zu aktuellen Transformationsprozessen. „Unsere Sozialpartnerschaft hat sich bewährt und ist belastbar. Auch in schwierigen Zeiten sind wir immer zu gemeinsamen Lösungen gekommen.“
Im Zentrum der Veranstaltung stand darüber hinaus ein Appell an die Politik, Reformen für mehr Wettbewerbsfähigkeit auf den Weg zu bringen. „Die Herausforderungen für unsere Industrie nehmen zu. Wer den Standort sichern will, muss jetzt handeln“, verlangte Moschko. Ganz oben stünden Veränderungen bei den Kosten: Bezahlbare Energie, schnellere Planungsprozesse sowie Investitionen in Bildung und Infrastruktur seien dringend nötig.
Zweitens brauche es realitätsnahe Tarifverträge, die den Unternehmen genügend Flexibilität ließen. Drittens benötige die Industrie mehr gesellschaftliche Wertschätzung. „Ohne Industrie gibt es keinen Wohlstand, keine gute Arbeit und keinen erfolgreichen Klimaschutz. Die Unternehmen nicht nur der Metall- und Elektroindustrie verdienen einen höheren Stellenwert in ihrem Bemühen um sichere Arbeitsplätze und innovative Produkte.“
Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer von Gesamtmetall, erklärte: „Transformation, Strukturwandel und ein starkes liberales Tarifsystem prägen die Geschichte des VME. Beim Wiederaufbau, nach dem Mauerbau und nach der deutschen Einheit – der VME hat stets an der Seite seiner Mitgliedsfirmen gestanden. Das verdient Respekt. Ich gratuliere herzlich zum 75. Jubiläum.“
„Die massiven Umbrüche belasten viele Beschäftigte, sie fragen sich, was morgen ist“, sagte Jürgen Kerner, der Zweite Vorsitzende der IG Metall. „Es kommt darauf an, dass Arbeitgeber und Gewerkschaften Sicherheit geben und den Wandel zusammen und fair für die vielen hart arbeitenden Menschen gestalten. Wir Gewerkschaften sind auf starke, vitale Arbeitgeberverbände angewiesen, um gemeinsam zu guten Kompromissen zu kommen. Starke Sozialpartner sind ein Schlüssel für wirtschaftlichen Erfolg, Zusammenhalt und gesellschaftlichen Frieden in Deutschland. In diesem Sinne gratuliere ich dem VME herzlich zum 75-jährigen Bestehen und freue mich auf eine weiterhin streitbare, aber konstruktive Zusammenarbeit.“
Disclaimer
Der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg e. V. (VME) vertritt die Interessen der größten Industriebranche der Region. Er ist regionaler Tarifpartner der Branchengewerkschaften der M+E-In-dustrie. Daneben setzt er sich für die Belange seiner Unternehmen in der Wirtschafts-, Arbeitsmarkt-, Bil-dungs- und Sozialpolitik ein. Dem VME gehören rund 130 Unternehmen an. Auf Bundesebene ist der VME mit anderen regionalen Metallarbeitgeberverbänden im Dachverband GESAMTMETALL zusammengeschlossen. Der VME ist der größte Mitgliedsverband der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB).