04.05.22Berlin

Industrie warnt vor Kettenreaktion bei Gas-Knappheit

Metall- und Elektrobetriebe: Kliniken und Kraftwerke sind abhängig von uns

Müsste die Metall- und Elektroindustrie auf Erdgas verzichten, könnte das Krankenhäuser, Wasserbetriebe, Energieversorger oder Telekommunikationsanbieter ernsthaft bedrohen. Diese Unternehmen der sogenannten kritischen Infrastruktur müssten binnen kurzer Frist auf Maschinen, Ersatz- und Verschleißteile verzichten, die in den Metallbetrieben hergestellt werden. Vor dieser Gefahr warnt der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME). Eine aktuelle Umfrage unter den VME-Mitgliedsbetrieben zeige, dass die Branche intensiv für die kritische Infrastruktur arbeite und mithin unverzichtbar sei, sagte VME-Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck am Mittwoch in Berlin.

"Ohne Gas steht die Arbeitsfähigkeit unserer Kunden auf der Kippe"

„Unsere Firmen haben enge Lieferbeziehungen zu nahezu allen Branchen der kritischen Infrastruktur. Sollten wir kein Gas mehr bekommen und die Produktion stoppen müssen, steht die Arbeitsfähigkeit vieler Kunden auf der Kippe. Die M+E-Industrie im Falle eines Embargos oder eines Lieferstopps von der Versorgung abzuschneiden, könnte eine Kettenreaktion auslösen.“ Hintergrund: Nach der gegenwärtigen Rechtslage muss die Industrie bei einem Gas-Engpass grundsätzlich als erstes auf die Belieferung mit dem Rohstoff verzichten.

Der größte Teil der M-E-Firmen beliefert die Unternehmen und Einrichtungen der kritischen Infrastruktur.

Der VME-Umfrage zufolge arbeiten 80 Prozent der M+E-Firmen in der Hauptstadtregion für unverzichtbare Unternehmen aus den Sektoren Energie, Ernährung, Finanzen und Versicherungen, Gesundheit, Informationstechnik und Telekommunikation, Medien und Kultur, Abfallentsorgung, Verwaltung, Transport und Verkehr sowie Wasserwirtschaft. Jedes zweite der Unternehmen gab an, mehr als 60 Prozent seines Umsatzes mit den Branchen der kritischen Infrastruktur zu erzielen. Bei jedem sechsten Betrieb liegt der Anteil zwischen 30 und 60 Prozent, bei jeder dritten M+E-Firma bei bis zu 30 Prozent.

Vier von zehn Unternehmen nutzen Gas für Produktionsprozesse. Ein Ersatz ist kurzfristig nicht möglich.

Waschmaschinen, Röntgengeräte, Generatoren - nichts funktioniert ohne M+E

Für die Abhängigkeit der kritischen Infrastruktur von der Metall- und Elektroindustrie gebe es eine Reihe von Beispielen, erläuterte Amsinck weiter. „Wir sorgen dafür, dass die Waschmaschinen in den Krankenhaus-Wäschereien funktionieren, wir warten die Röntgengeräte, wir liefern Ersatzteile für Generatoren, Windkraftanlagen und Wasserwerke, wir halten die Internet-Knotenpunkte am Laufen und wir ersetzen die Verschleißteile an Polizeiautos und Feuerwehrwagen“, sagte Amsinck. „Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.“ Darum spreche vieles dafür, die M+E-Industrie so lange wie möglich mit Gas zu versorgen. „Die Betriebe sofort und in der Breite von der Versorgung abzukoppeln, sobald es an Energie fehlt, ist nicht zu Ende gedacht. Wir brauchen ein differenziertes Herangehen und möglicherweise eine Änderung des Notfallplans Gas der Bundesregierung“, forderte er.

 

Sollten die M+E-Unternehmen gezwungen sein, ihre Anlagen kurzfristig abzuschalten, wären viele danach nicht mehr funktionsfähig.

Kurzfristig auf Erdgas verzichten kann die große Mehrheit der M+E-Betriebe nicht, ergab die Umfrage weiter. Neun von zehn Betrieben teilten mit, dass eine Substitution in ihrer Produktion nicht möglich sei. 40 Prozent der Unternehmen setzten Gas für industrielle Prozesse ein. Auch eine Reduzierung des Verbrauchs hält die Branche für schwierig. 60 Prozent der befragten Firmen bezeichneten eine Drosselung des Gas-Einsatzes als unmöglich. 40 Prozent hielten es zwar für denkbar – bei vier von zehn dieser Firmen sei dann allerdings mit Schäden an den Produktionsanlagen zu rechnen.

Der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg e. V. (VME) vertritt die Interessen der größten Industriebranche der Region. Er ist regionaler Tarifpartner der Branchengewerkschaften der M+E-Industrie. Daneben setzt er sich für die Belange seiner Unternehmen in der Wirtschafts-, Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Sozialpolitik ein. Dem VME gehören rund 130 Unternehmen an. Auf Bundesebene ist der VME mit anderen regionalen Metallarbeitgeberverbänden im Dachverband GESAMTMETALL zusammengeschlossen. Der VME ist der größte Mitgliedsverband der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB).

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