Starthilfe für die Metaller von morgen
Nein, die Schutzbrille mochte Alaa Ismail, 18, am Anfang nicht. Zu umständlich, zu unbequem, zu lästig. „Da brauchte es dann ein paar deutliche Worte vom Chef“, schmunzelt heute Norbert Mensing, Ismails Chef. „Denn wenn beim Gewindeschneiden Metallteile umherfliegen, kann das buchstäblich ins Auge gehen.“ Mensing muss es wissen – er leitet das Metallunternehmen Tornado Antriebstechnik in Berlin-Tegel.
Das war es dann aber auch schon mit den Differenzen zwischen Ismail und ihm. Ismail, vor zwei Jahren per Schiff, Auto und zu Fuß aus dem Libanon nach Deutschland geflohen, ist in der Arbeitswelt in Deutschland angekommen. Seit September lernt er bei Tornado den Beruf des Zerspanungsmechanikers. Damit hat er etwas geschafft, wovon viele Menschen wie er träumen, die in die Bundesrepublik geflüchtet sind. „Ich mag es, mit Metall zu arbeiten“, sagt der junge Mann mit der leisen Stimme. Das Material fand er schon immer interessant.
Hilfe bei der Integration durch "ME-Starter"
Mensing hat das sofort erkannt. „Wie er zum ersten Mal durch die Halle gegangen ist, die Maschinen gemustert, die Metallteile angefasst hat, keine Angst hatte vor ölverschmierten Händen – da habe ich gemerkt: Das liegt dem“, erzählt er. Auch deshalb hat er sich entschieden, Ismail eine Chance zu geben. Geholfen hat „ME-Starter“, ein Programm des Verbands der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg (VME) zur Integration von jungen Menschen, die geflüchtet sind oder Handicaps bei der Stellensuche haben.
Der Kern von „ME-Starter“ ist eine Einstiegsqualifizierung von sechs bis zwölf Monaten – also eine Art Praktikum. In dieser Zeit prüfen Unternehmen und Bewerber, ob sie zueinander passen. Der VME übernimmt rund die Hälfte der Vergütung, die andere Hälfte kommt von der Bundesagentur für Arbeit. 100 Plätze stellt der Verband insgesamt zur Verfügung.
Schirp: Gute Zwischenbilanz
Dabei ist der Erfolg von Alaa Ismail kein Einzelfall. „Die bisherige Bilanz von ME-Starter ist hervorragend“, berichtet VME-Geschäftsführer Alexander Schirp. Das Programm läuft seit März. „Der Großteil der Jugendlichen hat den Einstieg in eine reguläre duale Ausbildung geschafft.“ 23 der 25 Teilnehmer hätten ihre Einstiegsqualifizierung erfolgreich abgeschlossen, 18 nun eine betriebliche Ausbildung begonnen.
Sechs VME-Unternehmen haben sich seit dem Frühjahr an "ME-Starter" beteiligt: ABB, Gerb Schwingungsisolierungen, KST Kraftwerks- und Spezialteile, Siemens, Tornado Antriebstechnik sowie Mercedes Ludwigsfelde. „Weitere Unternehmen prüfen, ebenfalls einzusteigen“, sagt Schirp.
Die Suche nach Auszubildenden wird schwieriger
Dabei ist die Integration nicht immer einfach. „Die Sprache war zu Anfang das größte Problem", berichtet Tornado-Mann Mensing. "Und unter den Kollegen gab es auch den einen oder anderen, der Vorbehalte hatte. Wir haben aber darüber gesprochen und das Thema abgehakt.“
Fachkräfte-Nachwuchs zu finden, ist für Mensing und das Unternehmen ein Top-Thema. Für seinen 100-Mann-Betrieb, der Antriebe für Rolltore, Aufzüge und Treppenlifte herstellt, sei die Azubi-Suche in den vergangenen fünf, sechs Jahren immer schwieriger geworden. Der Tornado-Chef wirbt deshalb verstärkt bei jungen Frauen für eine Metallausbildung. Und bei Geflüchteten – „damit werden wir bestimmt weitermachen“.