Metall-Arbeitgeber rufen IG Metall zum Kurswechsel auf
„Die IG Metall ist in die völlig falsche Richtung unterwegs. Sowohl beim Lohn als auch bei der Arbeitszeit hat die Gewerkschaft den Kompass verloren. Damit würde die Wettbewerbsfähigkeit unserer Firmen massiv gefährdet.“ Das sagte Stefan Moschko, Verhandlungsführer der Arbeitgeberverbands VME, nach dem Auftakt der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg am Mittwoch. „Wir wollen, dass die Zukunft nicht zu teuer wird. Die IG Metall verharrt mit ihren Vorstellungen in alten Mustern.“
Die Globalisierung und der Strukturwandel in der Metall- und Elektroindustrie bedeuteten für die Unternehmen einen gewaltigen Kraftakt, erklärte Moschko weiter. „Mit der Digitalisierung müssen wir in die Werke und in die Weiterbildung der Mitarbeiter investieren. Hinzu kommt die Entwicklung von autonom und emissionsfrei fahrenden Autos. Das bedeutet einen finanziellen Kraftakt für die Unternehmen. Dieses Geld müssen wir erst einmal erwirtschaften.“ Die Beschäftigten hingegen hätten in den vergangenen Jahren eine Lohnsteigerung von 20 Prozent gesehen – bei einem Produktivitätsfortschritt von nur einem Prozent.
28-Stunden-Woche würde Fachkräftemangel noch verschärfen
Auch die Vorstellungen der IG Metall zur Arbeitszeit lehnte der VME-Verhandlungsführer ab. Der Mangel an qualifiziertem Personal lasse eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden nicht zu – und schon gar nicht mit einem Teillohnausgleich. „Wir können uns angesichts der vielen Herausforderungen und der aktuellen Auftragslage keine Verknappung der Arbeitszeit erlauben.“
Die Arbeitgeber legten der Gewerkschaft ihrerseits Forderungen zu einer bedarfsgerechten Arbeitszeit vor. Moschko sagte, die Unternehmen wollten den Standort und den Flächentarif stärken. Dazu müsse sich aber die IG Metall bewegen. „Die Unternehmen brauchen die Möglichkeit, individuell mit jedem Arbeitnehmer eine längere Arbeitszeit zu vereinbaren. Das darf nicht durch eine Quote beschränkt werden.“
Mehr Arbeitszeit-Volumen soll möglich sein
Die Unternehmen wollen zudem die Möglichkeit haben, bei Bedarf mehr Arbeitszeitvolumen mit den Belegschaften über das heutige Maß hinaus festlegen zu können. „Wir fordern eine tarifliche Regelung, die eine kollektive, bedarfsbedingte und vorübergehende Erhöhung der Arbeitszeit bei entsprechendem zuschlagsfreien Entgeltausgleich außerhalb von Mehrarbeit durch eine Betriebsvereinbarung ermöglicht“, erklärte Moschko.
Flexibilität sei ein wichtiges Thema für die Beschäftigten. Umfragen zeigten, dass viele schon heute die Lage ihre Arbeitszeit individuell bestimmen können. „Wenn aber nicht mehr der Arbeitgeber die Arbeitszeit festlegt, sondern zunehmend der Arbeitnehmer, entfällt die Grundlage für Zeitzuschläge“, sagte Moschko.
Arbeitszeitgesetz modernisieren
Generell müssten Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam für eine Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes eintreten, verlangte der VME-Verhandlungsführer weiter. Statt der täglichen Maximalarbeitszeit sei eine wöchentliche Höchstmarke nötig. Außerdem brauche die M+E-Industrie zeitgemäße Regelungen zur Mindestruhezeit. „Wenn ein Arbeitnehmer am Abend seine Mails checkt, darf dies nicht dazu führen, dass die Mindestruhezeit danach von Neuem beginnt. Diese Regelung ist weltfremd“, urteilte Moschko.
Die zweite Verhandlungsrunde in Berlin und Brandenburg ist für den 18. Dezember geplant. Auf www.zukunft-statt-zu-teuer.de informieren die Arbeitgeber über ihre Standpunkte.