04.05.23Berlin

Chancen des Klimaschutzes: Wie sich Dekarbonisierung rechnet

Auf der VME-Mitgliederversammlung stand die CO2-neutrale Produktion im Mittelpunkt – und die Erkenntnis: Energiesparen lohnt sich

Es waren Begriffe aus dem unternehmerischen Gruselkabinett, mit denen der VME-Vorstandsvorsitzende Stefan Moschko die Mitgliederversammlung des Verbands Ende April eröffnete. Krieg, Preisanstieg, Zinswende, Corona-Folgen, Energieknappheit, Lieferketten-Probleme, Umbrüche in der geopolitischen Lage – mit diesem Korb voller Probleme beschrieb Moschko das abgelaufene Jahr für die Metall- und Elektroindustrie. „Und hinzukommen noch unsere Dauerbrenner: Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung.“

Und doch hat es die Branche einigermaßen durch die vergangenen zwölf Monate geschafft, freute sich Moschko. „Das ist ein Lichtblick“, befand er. „Unsere Unternehmen sind widerstandsfähig. Es war zwar anstrengend, aber wir haben es geschafft.“ Selbst der Tarifstreit mit der IG Metall habe daran nichts geändert. Und: „Verglichen mit anderen Branchen haben wir in der Tarifrunde ein gutes Ergebnis erzielt, das uns Luft zum Atmen lässt.“

Energie: Auf Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit kommt es an

Jetzt gelte es, sich weiter auf die neuen Herausforderungen einzustellen. Etwa in der Energiepolitik – „die Fragen rund um die Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit müssen gelöst werden“, verlangte der Vorstandschef. Bei Innovationen müsse das Tempo höher werden, ebenso wie beim Bürokratieabbau. „Die Politik verspricht immer Entlastungen und Abbau von Regelungen – es passiert aber das genaue Gegenteil“, monierte Moschko.

Mit Blick auf die Berliner Landespolitik äußerte er sich optimistisch. „Wir haben eine tolle und ausgewogene Regierungsmannschaft, außerdem einen Koalitionsvertrag, mit dem wir weitgehend zufrieden  sein können.“ Die Vernetzung mit der Landesregierung sei so eng wie seit Jahren nicht. Vor allem das Sondervermögen von bis zu zehn Milliarden Euro für den Klimaschutz  berge zudem viel Potenzial und könne der Industrie bei der Transformation helfen.

André Sinanian ist Mitglied des Vorstands

Bei der Arbeit des Vorstands ist in Zukunft auch André Sinanian mit von der Partie. Der Geschäftsführer der MTU Maintenance Berlin Brandenburg GmbH in Ludwigsfelde wurde von den VME-Mitgliedern einstimmig in den Vorstand gewählt.

André Sinanian, Managing Director, Senior Vice President, MTU Maintenance Berlin-Brandenburg
André Sinanian, Geschäftsführer der MTU Maintenance Berlin-Brandenburg, ist nun Mitglied des VME-Vorstands.

Industrie auf dem Weg zur Klimaneutralität

Die Dekarbonisierung war auch Gegenstand der anschließenden Podiumsrunde mit dem Thema: die Industrie auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die gute Nachricht ist: Viele Unternehmen haben sich längst auf den Weg gemacht, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Insbesondere in der Industrie sind die ersten Meter die einfachsten. 20 Prozent der Energie und mehr lassen sich bei vielen Unternehmen in der Produktion und im Gebäudemanagement durch recht einfache Maßnahmen einsparen – danach wird es schon kniffliger.

Die Technik gibt es längst

In einer Frage waren sich die Referenten Jörn Heilemann von der GASAG Contracting GmbH , Sven Johannssen von Siemens Energy, Robert Philipp von Kieback&Peter sowie Robert Härtel von der Frequenz Energy-as-a-Service GmbH einig: Die Technologien sind bereits vorhanden und entwickelt. Jetzt gilt es, die Hürden für die Anwendung zu senken.

Und das sind nicht wenige: Gesetze und Vorschriften etwa für den Bau von Netzen und Speichern bremsen den Ausbau, Daten über den CO2-Fußabdruck fehlen oft auf vielen Ebenen, ebenso wie die nötigen Fachkräfte.

Klimaschutz rechnet sich

Am Ende gibt es aber noch eine gute Nachricht: Klimaschutz rechnet sich betriebswirtschaftlich in vielen Fällen, Investitionen in die Effizienz amortisieren sich oft schon nach wenigen Jahren.

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